7. Mai 2017 schmidtschreibt

Eine Prise Rhythmus würzt jeden Text

Augen sehen, Ohren hören. Wissenschaftlich ist auch erwiesen, dass Menschen beim stillen Lesen die Wörter unbewusst in ihrem Kopf hören. Klingt dein Text nicht gut, entfaltet er nicht seine Wirkung. Erfahre, wie du ihm mit Rhytmus die richtige Würze gibst.

Wenn du Tempo und Takt von Text und Wörtern mehr Beachtung schenkst, kannst du diese Fähigkeit mit der Zeit verbessern.

Wichtig ist, dass du den Rhythmus nicht direkt beim ersten Entwurf einbringst, sondern hier die Ideen und Botschaften entscheidend sind.

In einer späteren Bearbeitung kannst du dich dem Sound widmen, indem du hier und da gewisse Strukturen, Nuancen und Melodien hinzufügst.

Einen guten Rhythmus bemerkst du nicht.

Wenn du alles richtig machst, wird niemand was bemerken. Dein Text wird komplett natürlich klingen und flüssig fließen – und dadurch seine maximale Wirkung entfalten.

Genau das ist gemeint, wenn du von anderen hörst, dass dein Text rund oder auf den Punkt klingt.

Verschiedene Rhytmus-Ebenen

Die kleinste Ebene ist die der einzelnen Silben und Wörter. Dann folgt der Rhythmus, der durch aufeinanderfolgende Sätze gebildet wird und schließlich der, der durch ganze Paragraphen ertönt. Ist der Text lang genug, gibt es vielleicht sogar einen übergeordneten Takt, der alles zusammenhält?

Schauen wir uns die Ebenen im Detail an:

Der Wort-Rhythmus macht sich durch das aufeinanderfolgende Schema betonter und unbetonter Silben bemerkbar. Ausgesprochen durch eine leicht erhöhte Lautstärke oder einen in die Länge gezogenen Vokal bei Betonung. Zudem gibt es Pausen zwischen Wörtern – oft, aber nicht immer durch eine Punktuation wie Komma, Punkt oder Gedankenstrich gekennzeichnet.

Du solltest für einen flüssigen Rhythmus darauf achten, betonte und unbetonte Silben aufeinander folgen zu lassen.

Untonalisch klingende Abschnitte rühren oft daher, dass zwei Betonungen direkt aufeinanderfolgen, die eigentlich getrennt sein müssten.

Perfekt ist eine ausgewogene Mischung aus kurzen und langen Wörtern – mehr Kurze für ein Plus an Klarheit und Einfachheit. Und mit Pausen an den richtigen Stellen, damit der Leser das Aufgenommene sacken lassen kann.

Ein nützlicher Indikator für guten Rhythmus ist, wenn du jeden Satz in einem einzigen Atemzug sagen kannst. Aber das wäre schon das Maximum.

Ich persönlich halte mich immer an einen guten Mix.

Mal ein etwas längerer Satz, der durch einen Nebensatz ergänzt wird. Mal ein kurzer. Wieder einer. Und dann wieder ein längerer mit einem guten, runden und deutlichen Abschluss – und höchstens noch einer Steigerung. Das ist alles.

Übertreibe es nicht mit zu vielen kurzen Sätzen und Betonung-Pause-Kombinationen, die den Leser ins unbewusste Gehorsam treten sollen:

Kurze Sätze wirken. Aber nicht zu oft hintereinander. Und unentwegt. Das ist anstrengend. Und reißt aus dem Zusammenhang. Kapierst du?

Viele Instrumente spielen die perfekte Melodie

Es gibt weitere Mittel, um deinen Rhythmus zu verbessern: Verändere die Reihenfolge der Wörter, wechsle zwischen Synonymen, variiere die Punktuation, tausche Satzteile, füge Sie zusammen und nutze Schmelzwörter wie zum (Kombination aus zu und dem/einem).

Mit der Erfahrung kommt das Gefühl dafür.

Wenn du aber konsequent beim Schreiben auf deinen Rhythmus achtest, umso schneller.

Am Ende liegt die Betonung

Dein Text soll selbstbewusst, bestimmt und solide wirken?

Dann lass ihn immer mit einer Betonung enden.

Um den Effekt noch zu verstärken, kannst du das auf einzelne Paragraphen Sätze anwenden.

Wenn du hingegen – aus einem bestimmten Grund – Ambivalenz oder Zweifel wecken willst, tu genau das Gegenteil. Das ist zum Beispiel bei der Anwendung von direkter Rede ein bewährtes Mittel.

Der heilige Dreiklang

In Kürze besagt die Dreierregel, dass Textstrukturen, die auf drei Elementen basieren, genau drei Vorteile bieten: Sie wirken befriedigender, effektiver und verführerischer.

Zwei Adjektive zusammen wirken konkurrierend oder vermitteln ein abrupt endendes Gefühl. Unangenehm und abtoßend. Drei hingegen machen die Sache rund, harmonisch und angenehm. Es fühlt sich einfach richtig an.

Das gleiche gilt auch hier wieder für ganze Paragraphen. Zum Beispiel folgt dieser Paragraph der Dreierregel. Drei Sätze bringen dein Argument einfach klar, deutlich und nachvollziehbar rüber.

Der komplette Aufbau eines Werbetexts folgt diesem Schema: Erst wird das Problem genannt, die Lösung vorgestellt und dann die konkreten Vorteile kommuniziert. Drei: simpel, einfach, effektiv:

Im Automobilbau entscheidet eine stetig steigende Produktivität bei gleichzeitig reduzierten Kosten über langfristigen Erfolg. Herausforderungen, die Sie mit unseren Automatisierungslösungen jetzt leichter denn je meistern. Für effiziente, zuverlässige, wirtschaftliche Prozesse – und ein deutliches Plus an Investitionssicherheit.

Im Beispiel oben findet sich im letzten Satz noch ein weiteres Stilmittel: der Gedankenstrich erzeugt eine Pause beim Lesen und erhöht so die Bedeutung des letzten Vorteils. Der wiederum durch das deutliche Plus noch erhöht wird. Das klingt nicht übertrieben angeberisch, aber wirkt.

Würde ich den dritten Satz im Beispiel oben komplett weglassen, wäre die Botschaft nicht so eindrucksvoll und beim Leser würde das ungute Gefühl des Vermissens entstehen. Deutlich wird auch, dass eine gute Punktuation nicht nur Pausen im Rhythmus erzeugen, sondern den Leser führen, stoppen und innehalten lassen kann.

Die Dreierregel kannst du auch effektiv nutzen, indem du eine vom Leser möglichst zu bejahende Behauptung aufstellst. Einen Benefit deiner Lösung erläuterst. Und diesen anschließend noch mit einem Beweis belegst.

Ihr Online-Shop muss rund um die Uhr erreichbar sein? Ein Ziel, das Sie mit unseren Hosting-Lösungen zuverlässig erreichen. Das beweisen immerhin 3 Millionen von uns gehostete Websites mit einer Verfügbarkeit von 99,99% im Monatsmittel.

Eine Regel ist nur eine Regel

Das Problem mit der Dreierregel ist wie bei jeder anderen Regel, wenn sie zur Regel wird. Sie ist ein gutes Mittel, um Text Struktur, Rhythmus und Ausdruck zu geben. Aber wie immer gilt: Lass dich nicht in ein Korsett zwingen. Entwickle deinen eigenen Rhythmus. Deinen eigenen Stil, in dem durchaus auch mal Dissonanzen und Überraschungen Platz haben müssen.

Ein straighter erst das, dann das oder dieses, weil jenes-Stil im simplen Zweisatz-Rhythmus lockert zum Beispiel auf. Und sorgt für Abwechslung.

Nutze Regeln, solange sie dir helfen. Missachte sie, sobald sie dich einschränken.

Hör auf deinen Text

Wie ich anfangs sagte, werden Texte beim stillen Lesen unbewusst gehört. Der effektivste Weg, um ein Gefühl für den richtigen Rhythmus zu finden, ist ihn laut zu lesen. Noch besser: Lies ihn laut, nimm ihn auf und hör ihn dir an. Jedes Smartphone bietet dir dazu die Möglichkeit.

Ein guter Rhythmus wird aus einer schlechten Idee zwar keine Funktionierende machen. Aber ein schlechter Rhythmus wird eine gute Idee definitiv weniger überzeugend machen.

Widme dich deshalb immer auch dem Rhythmus deines Texts, nachdem du Ideen und Aussagen auf Papier gebannt hast.

Weitere Artikel lesen!

Tonalität: Sprache, die Sprache beschreibt
7 Tipps für einen aktivierenden Dialogstil
Kurze Sätze! Gute Texte?

Comments (2)

  1. Meta

    Genau diesen Blogartikel habe ich gesucht :-). Ich war auf der Suche nach Tipps zur Verbesserung meines Textrhytmus. Nachvollziehbar und praktisch sollten sie sein. Mit deinem Beitrag wurde ich mehr als fündig – vielen vielen Dank!

    • schmidtschreibt

      Freut mich, dass der Beitrag dir geholfen hat. Und danke für den netten Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert