14. September 2016 schmidtschreibt

Kann künstliche Intelligenz kreativ sein?

Bad News für Bilanzbuchhalter, U-Bahn-Fahrer, Produktionsarbeiter, Lehrer und sogar Rechtsanwälte: Die vierte industrielle Revolution vernichtet durch schlaue Algorithmen selbst anspruchsvolle Jobs. Aber wie sieht es mit Kreativarbeit aus? Kann künstliche Intelligenz menschliche Ideenkraft ersetzen?

In nicht allzu ferner Zukunft werden Bilanzen durch intelligente Software erledigt, Schüler durch Computer unterrichtet, Roboter in Fabriken selbstständig Dinge produzieren und autonome Systeme – wie selbstfahrende Autos von Google – Waren und Menschen transportieren.

Selbst Rechtsbeihilfe wird mittlerweile von E-Discovery-Programmen effektiver und kostengünstiger als von Menschen geleistet – und die müssen dafür auch noch jahrelang studieren.

Aber kann intelligente Software auch kreativ sein? Schreiben, komponieren, Ideen entwickeln?

Textroboter vs. Reporter

Zumindest im ohnehin schon arg gebeuteltem Journalismus lautet die Antwort zumindest teilweise „Ja“.

Software ist aktuell durchaus in der Lage, einfache Artikel oder Meldungen zu schreiben.

Zum Beispiel für Sport, Finanzen oder auch aktuelle Geschehnisse.

Dabei werden allein auf der Grundlage von Daten und detaillierten Statistiken automatische Texte generiert. Für runde Formulierungen greift der Textroboter auf bereits Geschriebenes aus ähnlichen Themenfeldern zurück.

Aber keine Angst: bis ein Roboter in der Lage ist, wirklich kreativ oder auch investigativ mit der dazu nötigen Recherchearbeit zu schreiben, werden noch einige Jahre vergehen.

IBM Watson: Papa, ich habe etwas Gruseliges erschaffen!

Spannend ist, zu was IBM´s Supercomputer Watson filmisch in der Lage ist: die künstliche Intelligenz hat jetzt in Eigenregie die Szenen für den Trailer den kommenden Streifens Morgan ausgesucht.

Dafür hat er vorher rund 100 Horror-Trailer analysiert, um auf Basis dieser Erfahrung die Szenen auszuwählen, die am meisten Dramatik versprechen. Ein gelungenes Ergebnis, wie ich finde.

Aber auch hier gilt: was den sogenannten Kreativprozess der KI kennzeichnet, ist nicht mehr als eine mathematische und datenbankgestützte Analyse von schon Dagewesenem, aus der dann etwas Ähnliches, Neues erschaffen wird.

Bei uns läuft das doch – bis auf die Mathematik – ähnlich ab. Auch hier wird aus Altem kopiert. Übernommen. Und dennoch ist da noch viel mehr.

Kreativität ist eine ureigene menschliche Leistung

Inspiration, Bauchgefühl, Emotionen, Erfahrungen, Sozialisierung – das alles haben Maschinen nicht.

Und die menschliche Stärke liegt vor allem darin, quasi aus dem Nichts etwas Unvorhergesehenes zu schaffen.

Das lässt sich nur bedingt lernen oder trainieren.

Es gibt halt Kreative und nicht so Kreative. Und dabei ist egal, ob Künstler, Schriftsteller, Musiker, Schauspieler, Programmierer, Kontrukteur, Maurer oder Hausfrau. Es geht allein darum, neue Wege zu gehen und komplexe Probleme zu lösen.

Probleme, für die es keine mathematische oder einwandfreie analytische Lösung gibt.

Wird Skynet uns alle vernichten?

Der berühmte Physiker Stephen Hawking meint, künstliche Intelligenz könnte der Untergang der Menschheit sein.

„Da der Mensch durch langsame biologische Evolution beschränkt ist, könnte er nicht konkurrieren und würde verdrängt werden“, warnt Hawking in der Financial Times.

Und wenn man bedenkt, dass es zum Beispiel in der Roboter-Automatisierung bereits ungeheuer schnell selbstlernende Systeme gibt, kann einem schon Angst und Bange werden. Und erst die autonomen Waffensysteme, die sich immer weiterentwickeln (Terminator und Skynet lassen grüßen).

Aber vielleicht geht die Gefahr gar nicht von der intelligenten Technik selbst aus, sondern von den Menschen, die Sie anwenden und – dann hoffentlich noch – unter Kontrolle haben.

Einerseits macht die  künstliche Intelligenz Angst, andererseits Hoffnung. Arbeitsplätze fallen weg, neue entstehen.

Die Gesellschaft der Zukunft wird neue Wege finden, damit umzugehen.

Und durch intelligente Algorithmen wird die Wertschöpfung steigen.

Wenn es aber immer weniger Arbeit für immer mehr Menschen gibt, ist dann vielleicht das bedingungslose Grundeinkommen eine Lösung?

Meine Meinung:  künstliche Intelligenz ist erst intelligent, wenn Sie nicht nur Daten sammelt und analysiert, sondern wenn sie sich nach Feierabend am Tresen über die Arbeit beschweren kann.

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